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Den Job nach seinen Stärken und Schwächen gestalten

Sind Sie am Hadern mit Ihrer Arbeit? Frustriert von der bekannten Routine, welche Ihnen sinnlos vorkommt und Sie einzuschränken scheint? In der Ratgeberliteratur wird in solchen Fällen häufig empfohlen, sich einfach einen neuen Job zu suchen, der besser zu einem passt. Dies kann aber aus verschiedenen Gründen nicht möglich sein: Die Wirtschaftslage kann gerade schwierig sein, Sie können familiäre Verpflichtungen oder beschränkte Optionen in Ihrem Berufsfeld haben. Was also tun, wenn Sie im falschen Job sind, ihn aber nicht verlassen können?

Menschen sind unzufrieden in ihren Jobs, wenn sie keinen Sinn darin sehen, wenn sie wenig Gelegenheit haben, etwas zu lernen, oder wenn sie sich am Ende des Tages immer ausgelaugt fühlen. Was auch immer der Grund ist, warum Sie unzufrieden sind: Sie müssen nicht damit leben oder kündigen. Sogar wenn Sie in der Lage wären, einen anderen Job zu finden, ist der Verbleib an der aktuellen Stelle vielleicht die beste Option. Denn Jobsuche und Jobwechsel sind keine triviale Angelegenheit: Den erhofften Vorteilen müssen mögliche Risiken in Bezug auf Karriereentwicklung, Verdienstmöglichkeiten oder andere Aspekte gegenübergestellt werden.

Die gute Nachricht ist: Die Spielräume, einen bestimmten Job und die damit verbundenen Aufgaben zu verändern, sind häufig viel größer, als man annimmt. Üblicherweise werden Stellen «top down» definiert. Mit kleinen oder auch grösseren Änderungen am bestehenden Stellenprofil von Ihrer Seite aus – oder Ihrer Einstellung dazu – können positive Auswirkungen auf das Wohlbefinden, die Motivation und die Leistung an der Arbeit erzielt werden.

„Job Crafting“ – die Arbeit selbst verändern

Amy Wrzesniewski, Assistenzprofessorin für organisationales Verhalten an der Yale School of Management hat den Begriff «Job Crafting» geschaffen, was sinngemäss mit «Job Modellierung» übersetzt werden könnte: Arbeitende ändern von sich aus aktiv die Begrenzungen ihres Jobs. Dies ist auf drei verschiedenen Ebenen möglich:

Erstens, in dem das Bündel von Aufgaben und Verantwortlichkeiten, welches den Job ausmacht, verändert wird. Es geht hier also um das Hinzufügen oder Weglassen von Aufgaben und/oder um die Umgestaltung spezifischer Aspekte einer Tätigkeit („task crafting“).

Zweitens können die Beziehungen und/oder die häufigsten Interaktionspartner, welche einen Job bestimmen, verändert werden („relational crafting“).

Und drittens können die gedanklichen «Begrenzungen» des aktuellen Jobs verändert werden – wie sein Sinn oder Zweck eingeschätzt wird oder die Aufgaben und Beziehungen bewertet werden („cognitive crafting“).

Orientierung an Stärken

Dreh- und Angelpunkt für die Veränderung Ihres Jobs sollte die Orientierung an Stärken sein. Eine Stärke im psychologischen Sinne ist das, was Sie gut können, gerne tun und was für Sie Sinn macht. Diese unmittelbar einleuchtende und einfach anwendbare Definition einer Stärke kommt von Tal Ben-Shahar, einem Harvard-Dozenten und Autor, welcher sich mit Positiver Psychologie beschäftigt. Es gibt dazu auf dem Internet auch verschiedene Tools, mit denen sie Ihre Stärken auf wissenschaftlich fundierter Basis erheben bzw. selbst einschätzen können ( VIA-IS, Strengths ProfileStrengthsFinder).

Das drei Punkte-Programm, um Ihren Job zu verbessern

1. Aufgaben und Verantwortlichkeiten überprüfen

Um der Unzufriedenheit an ihrem aktuellen Job auf die Spur zu kommen und Möglichkeiten zu finden, Ihre Zufriedenheit zu verbessern, listen Sie am besten in einem ersten Schritt alle wesentlichen Tätigkeiten und Verantwortlichkeiten auf, welche Ihren Job ausmachen. Bewerten Sie dann in einem zweiten Schritt, was davon Sie gut können, gerne tun und als sinnvoll erachten. Versuchen Sie schliesslich in einem dritten Schritt, diejenigen Aufgaben, welche Sie nicht gut können und/oder nicht gerne tun und die keinen Sinn für Sie machen (das sind Ihre Schwächen) in einem Verhandlungsprozess jemand anderen zu übertragen, der sie besser, leichter und lieber erfüllen kann. Vielleicht brauchen Sie dafür das Einverständnis Ihres Vorgesetzten, vielleicht können Sie eine solche Anpassung aber auch innerhalb bestehender Teamstrukturen auf horizontaler Ebene, d.h. unter Gleichberechtigten vornehmen. Denken Sie dabei immer daran, dass Ihre Schwäche vielleicht gerade die Stärke einer Arbeitskollegin oder eines Arbeitskollegen ist.

Beispiel: Eine hochbegabte Mathematikerin, welche in einem großen IT Konzern für die Implementierung von großen Computersystemen bei Kunden zuständig ist, überlässt die Installation von Servern nach 200-Punkte-Drehbuch ihren Kolleginnen und Kollegen, welche besonders genau nach Vorgaben und Prozeduren arbeiten können – was eine ausgeprägte Schwäche von Ihr ist. Dafür setzt sie ihre Kreativität und mathematische Intelligenz dafür ein neue, lukrativere Prozesse für die Akquisition und Einführung von kundenspezifisch anzupassenden Grosssystemen zu entwickeln.

2. Die Beziehungen an der Arbeit verbessern

Gute Beziehungen an der Arbeit haben positive Auswirkungen auf Gesundheit, Wohlbefinden, Leistung, Kreativität und Kooperation. Zeichnen Sie für sich die Beziehungen auf, welche Ihren aktuellen Job am meisten prägen. Dies können Kontakte innerhalb Ihrer Organisation sein – in Ihrem Team, zu Ihrem Vorgesetzten, im Projektteam – oder solche nach aussen zu externen Kooperationspartnern und Kunden. Bewerten Sie dann diese Beziehungen danach, ob sie für Sie energetisierend sind, d.h. ob Sie sich gestärkt fühlen nach den Kontakten, oder ob sie eher einen schwächenden, auslaugenden Effekt auf Sie haben. Versuchen Sie Kontakte, welche Sie stärken und ihre Fähigkeiten erweitern und entwickeln lassen, häufiger zum Zuge kommen zu lassen, während sie negative Beziehungen möglichst zu verringern suchen. Letzteres kann zum Beispiel durch die Zuteilung zu einem anderen Projektteam sein, durch die Abgabe bestehender oder die Übernahme neuer Verantwortlichkeiten innerhalb der Organisation oder auch durch den Tausch von wichtigen externen Partnern mit anderen Arbeitskollegen.

Versuchen Sie sich auf diese Weise als positiver „Energiespender“ in Ihrer Organisation zu etablieren. Vermeiden Sie es gleichzeitig auf jeden Fall, durch Reklamieren und Herumstänkern Ihrem Frust über die aktuell für Sie nicht befriedigende Situation Luft zu machen. Sie bekommen dadurch mit grosser Wahrscheinlichkeit noch mehr Schwierigkeiten, als Sie schon haben. Denn niemand in einer Organisation schätzt Mitarbeitende, welche mit ihrer negativen Energie andere herunterziehen. Fokussieren Sie sich darauf, was Sie ändern können, und beschweren Sie sich nicht darüber, was sie nicht ändern können.

Beispiel: Die kaufmännische Sachbearbeiterin eines untergeordneten Fachbereichs einer Bildungs- und Beratungsorganisation stellt fest, dass sie eine sehr positive Wirkung auf Mitarbeitende, externe Kooperationspartner und Kunden hat – und dass diese Kontakte auch ihr selbst sehr gut tun. Sie erreicht, dass sie als übergeordnete erste Anlaufstelle für telefonische Anfragen und Besucher ihre Stärke zum Nutzen der ganzen Organisation einsetzen kann, was dieser eine deutlich höhere Einschätzung der Kundenfreundlichkeit einbringt.

3. Sinn finden

Das Ausmass, in welchem Sie ihre Arbeit als sinnvoll empfinden, hat einen starken Einfluss auf Ihre Zufriedenheit. Versuchen Sie deshalb, die Verantwortlichkeiten und Aufgaben in Ihrem Job durch eine neue Perspektive zu sehen: Was trägt Ihre Arbeit dazu bei, dass es anderen besser geht? Sind unangenehme oder langweilige Aufgaben in Ihrem aktuellen Job möglicherweise Schritte in eine bessere berufliche Zukunft, d.h. eine Investition für Ihre weitere berufliche Laufbahn? Leisten Aufgaben, die Sie nicht besonders mögen, einen Beitrag zur positiven Entwicklung der gesamten Organisation? Kann es sein, dass Sie an der Arbeit besonders befriedigende, d.h. sinnvolle Beziehungen zu Menschen pflegen können, was wiederum in deren Leben Sinn stiftet? Welche wichtigen Werte, Motive und Überzeugungen können Sie an Ihrer Arbeit ausleben?

Die Reflexion über diese übergeordneten Aspekte Ihres Jobs kann dazu führen, dass Sie ihn in einem neuen Licht sehen, ihm größere Sinnhaftigkeit zuschreiben und dadurch mehr Befriedigung und weniger Unzufriedenheit erleben.

Beispiel: Eine höhere Kadermitarbeiterin einer internationalen Hilfsorganisation, welche zuständig ist für den Kontakt mit allen externen Kooperationspartnern, droht an ihrer Unzufriedenheit über die ungenügenden Prozesse und Partikularinteressen der verschiedenen internen und externen Anspruchsträger zu verzweifeln. Im Zuge der Reflexion darüber, warum sie sich das alles seit Jahren «antut», vergegenwärtigt sie sich ihren Beitrag, den sie damit an ein größeres Ziel leistet: Die Verbesserung der Situation der Hilfsbedürftigen, welche letztlich von den Leistungen der von ihr koordinierten Organisationen profitieren. Das reduziert ihre Unzufriedenheit deutlich und gibt Gelassenheit und Kraft, mit der Arbeit fortzufahren.

Zusammenfassung

„Job Crafting“ liefert einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung von Menschen und Organisationen, in dem es Mitarbeitende nicht als passive Empfänger von Jobbeschreibungen versteht, sondern als aktiv an der Konstruktion von Sinn und Identität an der Arbeit Teilnehmende. Indem Sie Ihre Aufgaben und Verantwortlichkeiten daraufhin überprüfen, ob Sie dabei Stärken einsetzen und Weiterentwickeln oder im Gegenteil von Schwächen ausgebremst werden, können Sie das Aufgaben- und Verantwortlichkeitsprofil Ihres Jobs optimieren. Durch eine Verstärkung der positiven Beziehungen an der Arbeit können Sie Ihr Wohlbefinden, ihre Gesundheit, Produktivität und Ihre Kreativität erhöhen. Und durch die Reflexion Ihres Jobs auf der Ebene von Sinn und Zweck können Sie Ihre Arbeit als Beitrag für eine bessere Zukunft von Ihnen, Ihrer Organisation und der ganzen Umwelt sehen.

Und wenn es damit nicht klappt: „Job Crafting“ kann Ihre aktuelle Situation verbessern, ist aber kein Allheilmittel. Es kann Ihren Job für den Moment erträglicher machen, aber Sie sollten gleichzeitig auch immer auch offen sein für neue Gelegenheiten, wenn Sie nicht zufrieden mit Ihrer beruflichen Situation sind. Beides ist gleichzeitig möglich.

Referenzen

Wrzesniewski, Amy; LoBuglio, Nicholas; Dutton Jane E. and Berg, Jane E. (2013) Job Crafting and Cultivating Positive Meaning and Identity at Work. Advances in Positive Organizational Psychology, Volume 1, 281–302.

Ben-Shahar, Tal (2007) Glücklicher. Lebensfreude, Vergnügen und Sinn finden.München: Riemann Verlag.